Trinkwasseranalyse – Hygiene sichern, Risiken vermeiden
Warum ist eine Trinkwasseranalyse wichtig?
Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel und muss jederzeit höchsten hygienischen Ansprüchen entsprechen. Eine regelmäßige Trinkwasseranalyse ist daher unerlässlich, um die Wasserqualität zu überprüfen und mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen. Sie zeigt, ob die vorgeschriebenen Grenzwerte und Maßnahmenwerte eingehalten werden und ob Ansätze zur Verbesserung der Trinkwasserhygiene notwendig sind.
Doch in Trinkwasserinstallationen können sich unter ungünstigen Bedingungen Mikroorganismen vermehren, die eine Gefahr für die Gesundheit darstellen. Insbesondere Legionellen und Pseudomonaden sind ernstzunehmende Risiken.
Ursachen für eine bakterielle Belastung
Technische Mängel, unzureichende Instandhaltung, bestimmte Temperaturbereiche oder eine unzureichende Nutzung der Installation begünstigen das Wachstum dieser Keime. Überdimensionierte Trinkwasserspeicher und Leitungen, unsachgemäße Inbetriebnahmen oder eine zu niedrige Durchströmung können dazu führen, dass Bakterien ideale Wachstumsbedingungen vorfinden. Auch nicht genutzte Leitungen, sogenannte Totleitungen, stellen ein Risiko dar. Zudem begünstigen ungeeignete Materialien, Ablagerungen im Trinkwassererwärmer oder starke Kalk- und Korrosionsschäden das Bakterienwachstum.
Eine Herausforderung ist die Temperaturhaltung: Im gesamten Zirkulationssystem sollte die Temperatur für Trinkwasser warm (PWH) nicht unter 55 °C fallen, um Legionellenwachstum zu verhindern. Die Temperatur für Trinkwasser kalt (PWC) darf hingegen nicht über 25 °C – idealerweise aber nicht über 20 °C – steigen, da sonst das Risiko für eine mikrobielle Belastung wächst. Auch eine unzureichende Dämmung der Rohrleitungen kann zu einer Fremderwärmung von PWC durch PWH führen. Dies sollte durch geeignete Maßnahmen vermieden werden.
Neben diesen technischen Ursachen kann auch ein fehlender bestimmungsgemäßer Betrieb die Trinkwasserhygiene gefährden. Wird Wasser nicht regelmäßig entnommen oder bleibt es über sehr lange Zeiträume (Woche – Monate) in den Leitungen stehen, kann sich verstärkt ein sogenannter Biofilm weiter ausbilden. Diese dünne Schicht mit Mikroorganismen an den Rohrwänden ist grundsätzlich ein natürlicher Bestandteil des Wasserkreislaufs, kann aber unter bestimmten Bedingungen hygienisch problematisch werden.
Übersicht: technische Mängel
Nicht sachgerechte Planung (Überdimensionierung von Speicher und Leitungen) |
Unsauberes Arbeiten an der Installation |
Nicht sachgerechte Inbetriebnahme |
Kein bestimmungsgemäßer Betrieb |
Stagnation – Totleitungen, unzulässige Querverbindungen, |
Verwendung ungeeigneter Materialien und Bauteile |
Defekte Anlagenteile (z. B. Wärmetauscher, Zirkulationspumpen), |
Kein hydraulischer Abgleich |
Ablagerungen im Warmwasserspeicher bzw. defekte Beschichtungen (Wasserbeschaffenheit, Materialauswahl) |
Korrosionsschäden bzw. starke Kalkablagerungen in Rohrleitungen |
Temperaturen unter 55 °C im Trinkwasser warm (PWH) |
Temperaturen über 25 °C im Trinkwasser kalt (PWC) |
Unzureichende Dämmung der Rohrleitungen für PWC und PWH |
Hygienische Mängel an den Endsträngen (z. B. Duschschläuche) |
Quellen für Nährstoffe, z.B. Polyphosphate |
Keine regelmäßige Wartung und Inspektion (DIN EN 806-5, Tabelle A.1) |
Keine dokumentierte Einweisung durch ausführendes Fachunternehmen |
Der Einfluss von Biofilmen auf die Trinkwasserhygiene
In jeder Trinkwasserinstallation bildet sich mit der Zeit ein Biofilm. Solange dieser stabil bleibt, stellt er kein Hygienerisiko dar. Doch wenn das Wasser längere Zeit stagniert oder es zu Druckstößen kommt, können sich Mikroorganismen aus dem Biofilm lösen und das Wasser kontaminieren. Besonders herausfordernd sind lange Stagnationszeiten von mehr als 72 Stunden, da sich lockerer Biofilm bilden kann und sich beim nächsten Wasseraustausch Keime in hoher Konzentration freisetzen können.
Auch bauliche Veränderungen an der Installation bergen ein Risiko. Wenn nachträgliche Um- oder Anbauten nicht ausreichend gespült werden, kann eine plötzliche Änderung der Strömungsgeschwindigkeit dazu führen, dass sich Biofilme ablösen und sich Bakterien in neuen Leitungsabschnitten ansiedeln. Dadurch kann es zu einer erhöhten Keimbelastung kommen, die in der Regel nur durch eine Wasseranalyse festgestellt werden kann.
Biofilme können hygienisch-technische Probleme auslösen:
- Kontamination des Trinkwassers
- Zehrung von Desinfektionsmitteln und eine mögliche Bildung von Desinfektionsnebenprodukten
- Bildung von Geruchsstoffen
- Ursache für die Verfärbung und Trübung von Trinkwasser
- Biokorrosion
- Erhöhung des Strömungswiderstandes in Rohren (in Verbindung mit Kalk)
Wer ist zur Probenahme verpflichtet?
Die Untersuchungspflicht auf Legionellen ist in der Trinkwasserverordnung (TrinkwV § 31) geregelt. Demnach müssen Betreiber von Trinkwasserinstallationen in bestimmten Fällen regelmäßig Wasserproben entnehmen lassen. Dies betrifft Gebäude, in denen Trinkwasser gewerblich oder öffentlich bereitgestellt wird und Anlagen mit zentralen Trinkwassererwärmern, die Duschen oder andere aerosolerzeugende Einrichtungen enthalten.
Für öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Schulen oder Sportstätten gelten besonders strenge Anforderungen, da hier viele Menschen regelmäßig mit Trinkwasser in Kontakt kommen und das Risiko einer gesundheitlichen Beeinträchtigung höher ist. Deshalb sind häufigere Kontrollen vorgeschrieben. Auch gewerblich genutzte Trinkwasserinstallationen, z. B. in vermieteten Wohngebäuden, müssen regelmäßig überprüft werden – hier steht jedoch nur die allgemeine Einhaltung der Hygienestandards im Vordergrund, während in sensiblen Bereichen zusätzliche Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Die Beprobung darf nur durch akkreditierte Labore erfolgen, die eine systemische Untersuchung (UBA-Empfehlung) der gesamten Trinkwasserinstallation durchführen.
Probenahmestellen – Festlegung und Durchführung
Die Auswahl der Probenahmestellen erfolgt nach den Vorgaben des DVGW-Arbeitsblattes W 551 und den Empfehlungen des Umweltbundesamtes (UBA) zur systemischen Untersuchung von Trinkwasserinstallationen. Im Fokus stehen zentrale Komponenten wie Trinkwassererwärmer, Steigstränge und Zirkulationsleitungen, da sie die Wasserqualität in der Peripherie der Trinkwasserinstallation beeinflussen.
Die Festlegung geeigneter Probenahmestellen erfolgt durch hygienisch-technisch qualifiziertes Personal, das auch die hydraulischen Gegebenheiten bewertet. Die Entnahme selbst darf ausschließlich durch akkreditierte Labore durchgeführt werden, die bei den zuständigen Landesbehörden gelistet sind.
Die Untersuchung erfolgt stichprobenartig nach dem DVGW Arbeitsblatt W 551:
- am Austritt aus dem Trinkwassererwärmer.
- am Wiedereintritt der Zirkulationsleitung in den Trinkwassererwärmer.
- an Steigsträngen, die aufgrund ihrer Lage und Betriebsweise repräsentativ für andere Steigstränge sind (hierfür muss ein Nachweis geführt werden).
Welche Parameter werden analysiert?
Neben Legionellen können in einer umfassenden Trinkwasseranalyse weitere mikrobiologische Parameter geprüft werden. Dazu gehören unter anderem Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli, coliforme Bakterien, Enterokokken und Clostridium perfringens. Diese Keime können weitere gesundheitliche Risiken darstellen und dürfen in einem einwandfreien Trinkwasser nach den Vorgaben der Trinkwasserverordnung nicht nachweisbar sein. Diese Parameter gehören aber nicht zu den routinemäßigen Beprobungen, die nach § 31 TrinkwV vorgeschrieben sind.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Temperaturmessungen. Wird bei einer Wasserprobe festgestellt, dass die Temperatur des Trinkwassers kalt über 25 °C oder die des Trinkwassers warm unter 55 °C liegt, kann dies auf betriebs- oder bautechnische Mängel hinweisen. In diesem Fall sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um die Ursachen für die unzureichende Temperaturhaltung zu ermitteln.
Eine Untersuchung auf Pseudomonaden wird insbesondere nach Baumaßnahmen empfohlen, da sich diese Bakterien bevorzugt auf neuen Oberflächen ohne bestehenden Biofilm ansiedeln. Ansonsten ist Pseudomonas aeruginosa in Risikogebäuden wie Krankenhäusern, Pflegeheimen und Kindergärten verpflichtend zu untersuchen.
Maßnahmen bei einer Grenzwertüberschreitung
Werden bei der Trinkwasseranalyse Grenzwertüberschreitungen oder das Erreichen des Technischen Maßnahmenwertes für Legionellen (100 KBE/100 ml) festgestellt, müssen sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Eine detaillierte Untersuchung der Ursachen ist dann gefordert.
In einem ersten Schritt ist eine Risikoabschätzung (Gefährdungsanalyse) durchzuführen, um festzustellen, welche Faktoren zu der Kontamination geführt haben. Dabei werden nicht nur die Wasserproben ausgewertet, sondern auch die baulichen und betrieblichen Rahmenbedingungen der Trinkwasserinstallation vor Ort überprüft.
Mögliche Maßnahmen zur Wiederherstellung der Trinkwasserhygiene sind:
- Hydraulischer Abgleich, um die Warmwassertemperaturen stabil über 55° C zu halten.
- Spülmaßnahmen, um Ablagerungen und Verkeimungen aus den Leitungen zu beseitigen.
- Austausch oder Sanierung von Anlagenteilen, die Ursache für die hygienische Kontaminationen sind.
- Thermische Desinfektion durch kurzzeitige Erhöhung der Warmwassertemperatur auf 70°C an allen Entnahmestellen (Bestandteil des Sanierungsplans nach TrinkwV § 18 (4d)).
Wenn die Belastung besonders hoch ist, kann es notwendig sein, die Nutzung der betroffenen Trinkwasserinstallation einzuschränken oder zusätzliche Schutzmaßnahmen, wie den Einsatz von bakteriendichten Endfiltern, zu ergreifen.
Risikoabschätzung (Gefährdungsanalyse) – Risiken erkennen, Ursachen beseitigen, hygienische Sicherheit herstellen und überprüfen
Die Risikoabschätzung ist eine systematische Ermittlung von Gefährdungen der menschlichen Gesundheit durch die Trinkwasserinstallation. Dabei werden die gesamte Gebäudewasserversorgungsanlage, Beobachtungen vor Ort, Abweichungen von den allgemein anerkannten Regeln der Technik sowie Laborbefunde und andere Erkenntnisse zur Wasserbeschaffenheit berücksichtigt.
Das Umweltbundesamt (UBA) gibt hierzu klare Empfehlungen, wie eine Untersuchung auf Legionellen nach der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) fachgerecht durchgeführt werden sollte. Das Ergebnis der Risikoabschätzung dokumentiert bestehende Abweichungen und potenzielle Risiken aufzeigt und bei Bedarf einen Vorschlag für einen gebäudespezifischen Instandhaltungsplan mit konkreten Schutzmaßnahmen enthält. Die Priorisierung stellt dar, welche Gefahren sofort beseitigt werden müssen – insbesondere, wenn mikrobiologische Belastungen wie Legionellen nachgewiesen wurden. Die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen sind essenziell, um den sicheren Betrieb der Trinkwasserinstallation langfristig wiederherzustellen.
Handlungsempfehlungen ableiten
Nach der Risikoabschätzung müssen im Anschluss die Risiken mit höchster Priorität zeitnah beseitigt werden. Der Maßnahmenplan stellt sicher, dass die Trinkwasserinstallation mindestens den allgemein anerkannten Regeln der Technik (a.a.R.d.T.) entspricht und langfristig hygienisch sicher betrieben wird.
Regelmäßige Trinkwasseranalysen als Bestandteil der Prävention (Vorsorgeprinzip)
Die regelmäßige Untersuchung des Trinkwassers ist nicht nur eine verpflichtende Vorgabe, sondern ein wichtiger Bestandteil der vorbeugenden Instandhaltung. Durch gezielte Probenahmen lassen sich technische Mängel frühzeitig erkennen und beheben, bevor sie eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen.
Eine gut geplante und nach den a.a.R.d.T. betriebene Trinkwasserinstallation reduziert das Risiko einer mikrobiellen Kontamination auf ein Minimum. Entscheidend ist, dass Betreiber, Fachplaner und Installateure eng zusammenarbeiten, um einen hygienisch einwandfreien Betrieb der Trinkwasserinstallation zu erreichen. Viega unterstützt mit innovativen Lösungen und jahrzehntelanger Erfahrung dabei, die Qualität des Trinkwassers zu erhalten.